Senin, 20 Februari 2023

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Mein Jahr als Jäger und Sammler: Was es wirklich heißt, von der Natur zu leben John Lewis-Stempel,Sofia Blind

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Über den Autor und weitere Mitwirkende John Lewis-Stempel ist Farmer und Autor zahlreicher in England mehrfach preisgekrönter und hochgelobter Bücher, die regelmäßig auf den Bestsellerlisten stehen. Mit ›Ein Stück Land‹ erschien 2017 bei DuMont sein erstes ins Deutsche übersetztes Buch. Mit seiner Frau und seinen zwei Kindern lebt er an der Grenze zwischen England und Wales. Sofia Blind lebt als Übersetzerin und Autorin im Lahntal und hat für DuMont u.a. ›Was gibt’s zu sehen?‹ und ›Denken wie ein Künstler‹ von Will Gompertz sowie John Lewis-Stempels Buch ›Ein Stück Land. Mein Leben mit Pflanzen und Tieren‹ übersetzt.

Da macht sich doch tatsächlich jemand mit seiner Frau auf den Weg um in und vor allem von der Naturzu leben. Wohlgemerkt, sie kaufen nicht Bio-Produkte im Supermarkt, sondern sie kaufen sich einevöllig heruntergekommene Farm und leben davon was die Natur ihnen bietet.Für mich wäre dies überhaupt nichts, aber das Buch habe ich sehr gern gelesen. Es zeigt wie John und seineFrau lernen, die Natur anders zu sehen und genau an den Stellen im Buch, kann ich als Leser beginnen,selbst über mein Verhältnis zur Natur oder besser gesagt über meine Entfremdung nachzudenken.John lässt uns teilhaben vom ersten Besichtigungstermin der Farm bis hin zum Leben auf dieser Farm. Oftstolpere ich über Sätze die herausgelöst aus diesem Buch Wahrheiten ansprechen, die wir heute längstnicht mehr im Blick haben:"Ein Wildtier zu töten hat etwas befreiend Ehrliches, weil man die Verantwortung für den Tod nicht ananonyme Arbeiter im Schlachthof delegiert."Für mutige Leser sind in diesem Buch eine ganze Reihe an Rezepten aufgeführt. Die Anleitung und vorallem auch die Hinweise warum etwas genau so und nicht etwa anders gemacht werden sollte, laden zumausprobieren ein. Unter anderem sind hier Anleitungen für Löwenzahnkaffee, Weisdorngelee, Hagebutten-sirup, geschmorter Fasan mit Cider und viele andere zu finden.John Lewis - Stempel beginnt sein Buch mit dem Herbst und als Leser nimmt er mich mit auf seinvielleicht wichtigstes Jahr. Eine spannende und mitunter auch humorvolle Reise!

Es gehört schon viel Mut dazu mit seiner Familie ein Naturexperiment zu wagen. So etwas hat der Autor John Lewis-Stempel ein Jahr lang gemacht. Von Oktober bis September stellt er sich den Herausforderungen mit der Natur. Er kauft mit seiner Frau , seinen beiden Kindern und drei Hunden ein altes Anwesen mit Ententeich, Stall und einem Obstgarten.Um essen zu können muß er Tiere jagen, Beeren sammeln, Wurzeln ausgraben und Kräuter kennenlernen.Es ist eine großartige Geschichte die in diesem Buch beschrieben wird. Nur von der Natur zu leben ist eigentlich nicht schwer, nur mühsam um etwas auf den Tisch zu bekommen. Große Entbehrungen, die Kälte und Schnee mit sich bringen sind nur eine Sache, so kreiert er auch eigene Rezepte die er ausführlich dem Leser zum nach kochen (wenn man es mag) beschreibt. Am Ende des Experiments beschreibt er noch, wie sich nicht nur sein Körper, auch der Umgang mit Lebensmitteln aus dem Supermarkt grundlegend geändert haben.Dieses Experiment wäre zwar nichts für mich, es ist aber ein großartiges Buch das zum Nachdenken auffordert.

Der Journalist und Autor John Lewis-Stempel kauft das Anwesen Trelandon mit Blick auf die Black Mountains in Herefordshire, in einer Gegend, in der bereits seine Vorfahren als Landwirte arbeiteten. Er und seine Frau züchten zu diesem Zeitpunkt schon Schafe, sie möchten mehr Platz dafür und wollen vom Tourismus entlang des Offa’s Dyke Path profitieren, indem sie Zimmer vermieten und Wollprodukte auf Bauernmärkten verkaufen. Die 16 ha liegen idyllisch am Escley, ein verfallenes Farmhaus und 1000-jährige Eichen warten auf die neuen Besitzer, ein Eisvogel ist zu beobachten, die Wiesen für die Schafe sind allerdings nass bis sumpfig. Das abgelegene Tal scheint die letzte Wildnis Englands zu sein.Die Rückkehr zu den eigenen Wurzeln regt den Autor an, ein Jahr lang autark zu leben, ohne Kühlschrank und nur zu verzehren, was die Natur bereithält. Das sind Vögel, Enten kleine Säugetiere wie Eichhörnchen, Fische, Nüsse, Pilze, Früchte und grüne Blattpflanzen, von denen nur Insider wissen, dass sie essbar sind – und an einigen Tagen: nichts. Frau und Kinder ernähren sich wie bisher – eine harte Versuchung, finde ich. Anmerkungen des deutschen Verlags klären zu Beginn des Buches darüber auf, dass die Naturschutz- und Jagdgesetzte in England und Wales sich von den deutschen Gesetzen unterscheiden und deutsche Nachahmer evtl. nicht alles sammeln und jagen dürfen, das der Autor zubereitet.Lewis-Stempels erste Erfahrung wird sein, dass Sammeln, Jagen, Zubereiten und Haltbarmachen immense Zeit kosten und am Abend die Ausbeute häufig nicht reicht, um den knurrenden Magen zu besänftigen. Als Vollzeit-Landwirt könnte er sich seinen Versuch nicht leisten, weil dann sein Betrieb zu kurz käme. Auf der Suche nach einfachen Rezepten scheint der moderne Sammler sehr erfolgreich gewesen zu, für die man nicht erst in ein Feinkost-Geschäft fahren muss. Zu jedem Beutetier und jedem bitteren oder haarigen Blattgemüse gibt es im Buch Rezepte. Schlachten und Verarbeiten machen schmutzig – L-S. Mitmenschen sehen und riechen noch tagelang an ihm, was er zerlegt und gebrutzelt hat. Werden Vorräte schlecht, gibt es nichts zu essen, der Jäger und Sammler kann nicht einfach eine Dose aus dem Regal nehmen. Zu allem Überfluss ist er bei seiner Nahrungssuche Sklave des Wetters, ein Jäger und Sammler kennt keinen freien Tag. Dass eine Nahrung aus Fleisch und Blattgemüse recht einseitig sein kann, spürt L-S, als er gesundheitliche Probleme bekommt.Das Leben in und von der Natur in einem vertrauten Terrain bringt den Autor seinem betagten Vater näher, der früher in der Nähe als Verwalter eines landwirtschaftlichen Betriebs Hopfen angebaut hat, und auch seiner Großmutter, deren Einfluss auf sein Verhältnis zur Natur ihm bisher unbewusst gewesen sein könnte. Schließlich gelangt der erfahrene Landwirt zu der Einsicht, dass ein Selbstversorger gezwungen ist, ständig in Bewegung zu sein und damit Endorphine ausschüttet, die dunkle Gedanken im Herbst verhindern.Neben Anekdoten mit Nachbarn, Naturschützern und den schulpflichtigen Kindern des Paars spielt auch Labrador-Hündin Edith eine wichtige Rolle, deren Abrichtung zum Jagd- und Apportierhund während L-S. Jäger-und-Sammler-Jahr fortgesetzt wird.Der Einklang zwischen dem Autor, seiner Region und seiner Herkunft wirkt völlig rund und ist Anlass für mich, auch seine bisherigen Bücher zu lesen. Meinen Blick auf Sauerampfer, Hagebutten und Bärenklau-Wurzeln hat L-S. bereits nachhaltig verändert. Wer schwer erträgt, dem Autor beim Schlachten von Kaninchen oder Enten zuzusehen, sollte das Buch besser nicht lesen.°°°°Zitat„Es ist so warm, dass die Insekten der Nacht unterwegs sind, und Flotten kleiner Nachtfalter treiben vor der Hecke, während langlebige Kohlschnaken uns grotesk im Weg hängen. In der schlummernden Auguststille kann ich das hochfrequente Zirpen von Laubheuschrecken wahrnehmen. Es liegt noch etwas in der Mitternachtsluft. Ich kann die ersten Spuren von Verwesung riechen, die ersten Spuren reifender Früchte. Der Sommer ist vorbei." (Seite313/14)
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