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Ich nehm' schon zu, wenn andere essen: Wie ich trotz 7 Millionen Ausreden 30 Kilo verlor Nicole Staudinger
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Über den Autor und weitere Mitwirkende Nicole Staudinger, geboren 1982, begann ihre erste Diät im Alter von 13 Jahren. Nach überstandener Brustkrebstherapie weiß sie wie kaum ein anderer, dass Gewicht nicht alles ist. Heute ermutigt die Bestsellerautorin und zweifache Mutter andere Frauen mit ihren Büchern und Bühnenshows, sich nicht unterkriegen zu lassen und dem Leben schlagfertig entgegenzutreten. Nicole Staudinger lebt in derf Nähe von Köln.
Bevor ich mit meiner fachlichen Einordnung loslege, möchte ich vorab sagen: Danke, Nicole Staudinger! Ich versuche seit nun drei Jahren mit meinen Büchern dem alltäglichen Ernährungspopulismus entgegenzuwirken und bin dabei semi-erfolgreich. Das liegt vermutlich daran, dass ich Ernährungswissenschaft studiert habe und versuche mit Fakten gegen die Verteufelung von Grundnahrungsmitteln wie Milch, Weizen, Reis, Kartoffeln, Fleisch und Kaffee (ja, kein Grundnahrungsmittel, aber quasi) anzukämpfen. Nun bekomme ich dieses Buch in die Hände, was ich meiner Frau verdanke, die ein glühender Fan von Frau Staudinger ist, und bin einfach nur begeistert. Warum?Hier mein Fazit:Die Autorin erzählt ihre bisherige (Lebens-)Geschichte im Kampf mit den Kilos in einem flüssigen und humorvollen Schreibstil. Mit Blick auf die Themen und die Ansprache ist das Buch zu 99% an Frauen gerichtet, obwohl die Inhalte auch Männern mit Gewichtsproblemen vertraut sein dürften. Daher direkt zu Anfang schon mal der Hinweis an alle Männer, die womöglich dieses Buch für ihre Frau kaufen: Lest es vorher noch schnell selbst durch. Es lohnt in doppelter Hinsicht. Aber zurück zum Buch. Schreibstil und Storytelling werden die Fans der Autorin kennen und auch hier lieben. Ich musste jedenfalls an vielen Stellen schmunzeln, weil (da gleicher Jahrgang) viele Anekdoten darin vorkommen, die einem als Kind der 80er bekannt vorkommen dürften: Schleckmuscheln, King of Queens (S. 89), der „Abflex“ (S.93) und natürlich sämtliche Diät-Trends, die sich seither eingebürgert haben und die wohl auch an der Autorin nicht spurlos vorbeigegangen sind. Dazu gleich mehr. Das Fazit der Erfahrungen bringt die Autorin auf S. 132ff auf den Punkt: Sie kann mit extremen Ernährungsformen nicht viel anfangen, schreibt sich und jedem auch eine gewisse Eigenverantwortung zu und ist nach dem ewigen Diät-Hopping bei einer „langweiligen, ausgewogenen – zur Zeit kalorienreduzierten – Mischkost angekommen“. Dito S. 79.Es tut so gut zu lesen, dass mal jemand aus einer Selbsterkenntnis berichtet, die nicht von irgendeinem Guru oder einer Diät getriggert wurde, sondern tatsächlich aus einem gewissen Leidensdruck kombiniert mit einer existentiellen Erfahrung (die Autorin hatte eine Brustkrebserkrankung), was letztlich auch die Bedeutung von projizierten Schönheitsidealen und der eigenen Selbstwahrnehmung und Selbstliebe wieder in das richtige, ein gesundes, Verhältnis gerückt hat. Gut, dass sie darüber schreibt und nicht jeder erst durch die Krebs-Hölle gehen muss, um davon zu profitieren. Ich schreibe, dass nicht, um der Autorin zu huldigen, auch wenn sie es verdient hat. In meinem Buch „Die Ich-Ernährung“ habe ich über 70 Diäten und Ernährungsweisen getestet und welche davon Aussicht auf Erfolg haben und welche eher nicht (siehe Infografik zu dieser Rezension). Außerdem sind dort sämtliche wichtigen Körperwerte erklärt, die es sich lohn einmal messen zu lassen bevor man eine Ernährungsumstellung startet, um sich langfristig zu orientieren. Und der letzte Teil schildert die 4G: Genuss, Genügsamkeit, Gleichgewicht (aus Bewegung/Kalorien-Verbrauch und Ernährung/Kalorien-Aufnahme) und Gelassenheit. Frau Staudinger schafft es, diese Punkte alle unterhaltsam und authentisch in einem Buch rüberzubringen, dass sich an ein oder zwei Tagen lesen lässt. Sie behauptet nicht mal wissenschaftlich fundierte Angaben zu machen und dennoch ist nichts von dem, was sie schreibt anzweifelbar. Sie sucht die Kölner Sportmedizin für eine Beratung und zum Check-Up auf (S. 103ff) und lässt sich erklären, wie viel Sport wirklich beim Gewichtsmanagement hilft. Sie probiert aus, wie sie ihre eigenen Gewohnheiten austrickst, wenn sie sonst gerne mal unterwegs zu Weingummi und Schoki gegriffen hat (Stichwort „Cocktail-Tomaten“, S. 82) und reflektiert letztlich über die eigentliche Motivation, die sie zum Wunsch geführt hat, Gewicht zu verlieren: „Es gab eigentlich keinen Grund etwas ändern zu müssen, außer jenem, dass ich mir und meiner Gesundheit einen Gefallen tun wollte“ (S. 155). Fantastisch, das sollte der einzige Grund sein, nicht um einem bestimmten Schönheitsideal zu entsprechen, und warum erläutert die Autorin vorher auf S. 117, wenn es um die Folgen von Übergewicht geht, wobei sie klar sagt, man müsse zwischen Übergewicht und krankhafter Adipositas unterscheiden, wenn es um das Thema Gewicht geht (S 126). Letztere braucht eine professionell begleitete Therapie. Es mangelt im Buch nicht an konkreten Tipps, um selbst den ersten Schritt zu machen, was die Autorin immer zwischendurch einfließen lässt (S. 72: Wir wissen, wie es geht; S. 80: Meine Geheimtipps; S. 173 Warum ich glaube, es diesmal geschafft zu haben; S. 192: Feind erkannt), doch wird die Lektüre alleine ohnehin nur den Moment des Anstoßes geben können.Deshalb ist es umso lobenswerter, dass Frau Staudinger im Gegensatz zu sämtlichen aktuellen Bestseller-Autoren (von Kompass bis Ernährungs-Docs) einen Verweis auf die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) bringt, S. 195. Die DGE ist kein Start-Up oder Diät-Konzern, der ihnen das Geld aus der Tasche ziehen will, ob mit Diät-Büchern, Pillen oder Fitness-Geräten. Sie macht deshalb auch keine große Werbung und ist den Laien eher unbekannt. Diät-Geschädigten aber umso besser. Sie zertifiziert nämlich geprüfte Ernährungsberater, wie weitere seriöse Organisationen auch: VDOE, QUETHEB und der VDD. Warum das wissenswert ist? Jeder Hanswurst darf sich in Deutschland „Ernährungsberater“ nennen, weil dies kein geschützter Berufsbegriff ist. Die DGE und die anderen genannten Organisationen sorgen für eine Qualitätssicherung, die fachliches Know-How sicherstellt und keinen Hokus Pokus.Nun noch zu einigen amüsanten und auch einfachen Wahrheiten aus dem Buch. Ach ja, als kleine Übersicht habe ich der Rezension eine Infografik angehangen, mit welchen Diäten und Ernährungsweisen Sie langfristig abnehmen können, es gibt ja so viele…S. 20: Es geht um vegane Ernährung: Herrliche Anekdote über „Vegan-Papst“ AtillaS. 37: Wer kennt als Kind der 80er nicht noch Detlef „D“ Soost? Wobei hier anzumerken ist, dass das Ernährungs-Programm tatsächlich etwas einseitig ist, aber die Kombi aus Ernährung und Bewegung dennoch zu befürworten wäre.S. 40ff: Und natürlich Almased: „Mit Plörre die nach Sperma aussieht und nach Erbrochenem riecht“S. 44f: Superfoods und Co: „Es gilt: mehr zu verbrauchen, als wir essen. Punkt.“ – auch in diesem Punkt versuchen gerade mehrere Ernährungsbestseller eigene Theorien aufzustellen, die den physikalischen Grundsatz „eine Kalorie ist eine Kalorie“ aushebeln und dann eben proteinreiche oder fettreiche Nahrung empfehlen zwecks besserer Sättigung und Nährwerttabellen ad absurdum führen. Einfach ignorieren. Eine Kalorie ist immer noch eine Kalorie, nur wenn ihr Körper bereits von Diät-Zyklen seinen Grundumsatz so stark vermindert hat, dass er einfach viel weniger Kalorien benötigt als früher, dann wird er diese Kalorien ansetzen. Steht auch im Buch schön erklärt: S. 106. Dass unser Mikrobiom die Kalorienverwertung maßgeblich beeinflusst wird auch oft als Erklärung geliefert, können sie auch vergessen, da bisher der Forschungsstand noch bei weitem nicht ausreicht für diese Behauptung.S. 49: Muskeln: Ja, die Autorin hat vollkommen Recht, liebe Damen. Von Krafttraining werden ihnen keine Muskelberge die Gewichtsbilanz versauen. Stattdessen sorgen sie für einen erhöhten Grundumsatz an Energie und helfen so beim Abnehmen oder Gewichthalten. Zur Beruhigung: selbst Bodybuilder schaffen es in einem Jahr nur schwerlich ohne „Unterstützung“ 10 Kilogramm Muskelmasse aufzubauen. Normalos wie sie und ich sind davon Lichtjahre entfernt.S. 64: Wer hat „Für immer zuckerfrei“ von A. Zampounidis gelesen? Auch hier liegt die Autorin richtig, wenn sie diese Form des Zucker-Bashings relativiert (ab S. 74ff) und nicht in den Chor der Low Carb-Dogmatiker einsteigt. Wer interessiert ist an den fachlichen Schwächen, kann gerne meine Rezension dazu lesen.S. 77: Die Autorin trinkt zum Behelf gegen Süßhunger gerne einen Kaffee oder Cappuccino: gefällt mir als Autor der gerade erschienen „Kaffeeapotheke“ sehr gut!S. 109: Schlüsselsatz: „Ernährungsumstellung kann nur mit einer Lebensumstellung einhergehen“S. 147f: Immer wieder witzig: Anekdoten über die „Kohlsuppen-Diät“ :)))S. 158: Es ist wirklich so einfach. Das beste Detox- und Hautpflegemittel ist: „Trinken, Trinken, Trinken“ (auch Kaffee!!!) plus im letzteren Fall „Cremen, Cremen, Cremen“, alles andere ist Voodoo!
Super! Habe das Buch oder besser eBook nicht mehr weglegen können.Eine ehrliche, teils biografische, erfrischend witzige, an manchen Stellen ernste Schreibweise, die zum Nachdenken anregt.Es gibt ein paar interessante Tipps, aber ich verstehe das Buch tatsächlich eher als Mutmacher.Steh zu dir und werde der du bist - das lese ich daraus.Vielen Dank, liebe Frau Staudinger! Habe mich sehr oft in ihren Erzählungen wiedergefunden und musste doch auch teilweise herzhaft lachen.
Wunderbares Buch zum Thema Abspecken. Man erkennt sich in so vielem wieder, z.B. in dem begeisterten und hoffnungsfrohen Aufspringen auf jede neue (angebliche) Supermethode zum Abnehmen. Wie die Autorin das beschreibt, inclusive der stets folgenden Ernüchterung, ist einfach köstlich. Auch wie sie thematisiert, dass meist die erste Diät, die man macht, obwohl man im Rückblick sieht, dass man seinerzeit eine völlig normale Figur hatte, oft der Anfang vom Elend ist - es ist so wahr.Die Autorin hat einen köstlichen, warmherzigen Humor und kann sich selbst auf die Schippe nehmen. Ich musste bei der Lektüre des Buches immer wieder laut loslachen. Kleider in einer zu kleinen Größe kaufen mit dem festen Vorsatz: da pass ich bald wieder rein...und dann hat man den Schrank voll mit Sachen, die nicht passen und an denen noch das Etikett hängt.Die Autorin konfrontiert den Leser - besser wohl die Leserin - mit der schnöden Wahrheit: wer abnehmen will, muss weniger Kalorien aufnehmen, als er verbraucht, wenn er bleiben wollte, wie er ist. Und er muss sich bewegen! Seufz...so schwer es auch fallen mag, diese schlichte Erkenntnis zu akzpetieren, man kommt einfach nicht daran vorbei.Nicht low carb, no carb, low fat, Fasten, Eiweissdrinks, totaler Zuckerverzicht oder andere populäre, spektakulär vermarktete Konzepte bringen den Erfolg, sondern eine (maßvolle) Reduktion der aufgenommenen Kalorien plus Bewegung. Im Prinzip das gute alte Friss-die Hälfte-Prinzip, verbunden mit dem Plan, täglich ein gewisses Bewegungspensum einzubauen. Nicht unbedingt Fitness-Studio, aber Dinge wie walken, schwimmen, putzen, tanzen oder einfach einen strammen Spaziergang machen.Innerhalb dieser Regel ist dann aber alles erlaubt, auch Pasta, Kuchen und Schokolade.Es ist diese schlichte, aber ehrliche Botschaft die die Autorin rüberbringt - und auch ein paar gute Tipps, wie man das Abnehmen nach dieser Strategie hinbekommen kann. Ausdrücklich ermuntert sie die Leserin aber auch, eventuell einfach...nicht abzunehmen. Wenn man als Couch-Kartoffel zufrieden ist, kann man auch so bleiben wie man ist. Sollte sich dann aber auch wirklich anfreunden mit seinem Körper, der, nun...etwas gemütlicher aussieht. Und das Thema Abnehmen von der Agenda streichen.Das alles finde ich so ehrlich, so entspannt und so absolut witzig geschrieben, dass ich das Buch wärmstens empfehlen kann.